Ein kleiner Schiffsrundgang

Hauptdeck:

Nach dem Einstieg wandeln Sie entlang der innen liegenden Promenaden des Hauptdecks, von denen Sie einen
schönen Blick durch die großen Panoramafenster zum Maschinenraum und zum Kesselhaus haben. Die„LISL“ – so heißt die Dampfmaschine auf der „SCHÖNBRUNN“ – ist das Herz eines echten Dampfers und ist im Originalzustand erhalten! An Bug und Heck sind die beiden großen Salons im Stil der Jahrhundertwende angelegt, welche jeweils mit einer Theke ausgestattet sind.

 Der „Rote Salon“ (bugseitig, Bild oben) und der „Blaue Salon“ (heckseitig, Bild rechts) bieten 84 bzw. 102 Fahrgästen bequem Platz. Zentral zwischen den beiden Räumlichkeiten liegen die Küche und die sanitären Einrichtungen (mit Behinderten-Toilette) sowie ein Souvenir-Shop.

Das Hauptdeck am Schiff ist barrierefrei, außerdem steht eine Behinderten-Toilette zu Verfügung. Es gibt keinen Lift zum Oberdeck. Der Einstieg ins Schiff ist abhängig vom Wasserstand und der jeweiligen Anlegestelle - bitte informieren Sie sich im konkreten Fall bei uns.

Oberdeck:

Über zwei Aufgänge erreichen Sie das Oberdeck mit Cafeteria, Rauchsalon, Wintergarten und Freideck. Im vorderen Teil des Schiffes befindet sich der Rauchsalon, welcher für rund 30 Personen ausgelegt ist. Hinter dem Kamin finden 35 Personen in der Cafeteria mit eigener Ausschank Platz. Anschließend ist im rückwärtigen Bereich ein verglaster Wintergarten (Bild links) für 64 Personen mit Heurigenbestuhlung eingerichtet, welcher wahlweise auch als Tanzfläche oder mit Stehtischen adaptiert
werden kann.

Freideck:

Ein großes Freideck, welches sich wie eine Promenade rund um die Oberdeck-Salons windet, lädt ein, an Deck zu spazieren. Hier befinden sich auch der Steuerstand, der stolze Kamin sowie der Flaggenmast. Ausreichend viele Sitzmöglichkeiten – teils windgeschützt – geben die Möglichkeit, die Fahrt im Freien zu verbringen. Am Freideck darf an den dafür vorgesehenen Stellen (mit Aschenbecher) auch geraucht werden. Sämtliche Innenräume des Schiffes sind rauchfrei.

Hersteller DDSG-Werft Óbuda
Länge 74,62 m
Breite 15,72 m
Tragfähigkeit 648,8 t
Tiefgang 1,73 m
Höchstgeschw. 11,5 Knoten/ 21 km/h
Indizierte Leistung 710 PSi
Passagiere innen 370
Passagiere gesamt 600

Bei der „SCHÖNBRUNN“ und ihren Schwesterschiffen „Wien“ und „Budapest“ handelt es sich um die letzten klassische Personenraddampfschiffe, die von der DDSG in Dienst gestellt wurden. Die „LISL“, so heißt ihre Maschine, ist eine schräg liegende Heißdampf-Compoundmaschine mit einem Hoch- und einem Niederdruckzylinder – sie ist das Herz eines echten Dampfers und noch immer in jenem Zustand, indem sie 1912 eingebaut wurde. Bei 48,5 UpM beträgt ihre Maschinenleistung 710 PSe. Die Seitenräder mit einem Durchmesser von 4020 mm haben je 8 Stück, 3150 mm x 750 mm große gebogene Schaufeln, die durch einen Excenter so eingestellt werden, dass jeweils die drei eintauchenden Schaufeln senkrecht zur Wasseroberfläche stehen (Patenträder nach Morgan – Galloway). Für die Bewegung der beiden Balanceruder sorgt eine kleine zweizylindrige Dampfmaschine. Selbstverständlich kann auf Handbedienung umgeschaltet werden.

 

Der Dampf kommt aus zwei mit Schweröl befeuerten Flammrohrkesseln mit je zwei Brennern, die 1954 von der Österreichischen Schiffswerft AG in Linz bei der Umrüstung von Kohlefeuerung auf Schwerölbetrieb eingebaut wurden. Die Kessel arbeiten mit einem Betriebsdruck von 10,5 bar. Damals erhielt auch das Schiff sein heutiges Aussehen (Aluminiumaufbauten). Der immer steigende Bedarf nach elektrischer Energie wird seither durch 2 hinter dem offen einsehbaren Maschinenraum abgeschottet liegende Dieselgeneratoren gedeckt.

 

In den Wintern 2003/2004 und 2004/2005 wurde in Eigenregie die Kesselanlage in Zusammenarbeit mit dem TÜV und Sponsoren vollständig überholt. 2005/2006 wurde das Unterschiff überholt und der Echoloteinbau vorbereitet. 2006/2007 konnte die Radaranlage erneuert werden. Nun steht uns ein Tagsichtradar zur sicheren Navigation bei Nebel zur Verfügung. 2007/2008 erfolgte eine Revision am Hochdruckzylinder, bei der einige Verschleißteile getauscht werden mussten.



Geschichte des Dampfschiffs "Schönbrunn"

Die „SCHÖNBRUNN“ wurde mit ihren Schwesterschiffen „Wien“ und „Budapest“ 1912/13 in der DDSG eigenen Werft in Budapest (Óbuda) in einer der letzten Serien der Personenraddampfschiffe gebaut. Die „WIEN“ sank 1936 bei einer Kollision mit der Reichsbrücke in Wien, der Dampfer „BUDAPEST“ diente im Originalzustand noch bis in die beginnenden Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, wurde aber dann in der Schiffswerft Korneuburg abgewrackt. Die „SCHÖNBRUNN“ ist somit die einzige Überlebende von mehr als 300 Dampfern, die unter der Flagge der DDSG fuhren, der ältesten, 1829 gegründeten Reederei an der Donau. In den beiden Weltkriegen fand die „SCHÖNBRUNN“ als Lazarett-Schiff Verwendung und führte als solches Kranken- und auch Truppentransporte auf der Donau durch.

1954 erfolgte die erste Modernisierung des Schiffes. Dabei wurde der gesamte Aufbau oberhalb des Rumpfes erneuert und aus Aluminium gefertigt (vorher Holz und Stahl). Weiters wurde die Kesselanlage erneuert und die Feuerung von Kohle- auf Schwerölfeuerung umgestellt.

 

Die „SCHÖNBRUNN“ ist nicht nur das letzte Raddampfschiff auf der Donau, sie ist auch das Modernste. Seit 1974 wurden von der ehemaligen DDSG Donaureisen GmbH umfangreiche Umbauten durchgeführt, um das Schiff, soweit wie möglich, den steigenden Anforderungen der Fahrgäste anzupassen. Im Winter 1985/1986 wurde die „SCHÖNBRUNN“ aus dem fahrplanmäßigen Linienverkehr Wien – Linz – Passau, nicht zuletzt aufgrund der hohen Personal- und Betriebskosten, abgezogen. Das Fahrzeug sollte gemäß dem neuen Konzept fortan nur noch für Nostalgiefahrten und Sondereinsätze herangezogen werden. Für diesen Zweck ließ man den ganzen Innenraum im Zeitgeist der Jahrhundertwende neu gestalten.

Von nun an konnte sie sich von ihrer besten Seite zeigen und den Zauber eines gut ausgerüsteten, klassischen Dampfschiffes ausspielen. Es gibt elegante Salons, alles, was man an Bord eines erstklassigen Flussschiffes der Jahrhundertwende zu finden erwartet. Das Schiff fasst 900 Personen – alle werden daher stets genug Ellenbogenfreiheit ha-ben, sei es im Inneren oder auf den offenen Decks. Das Heck wurde verglast und in eine Veranda ver-wandelt – den so genannten Wintergarten, wo man auch an windigen Tagen die Szenerie der blauen Donau unbeschwert genießen kann.„Eine Reise auf der ‚SCHÖNBRUNN‘ wird zu einem einzigartigen Erlebnis, welches kein anderes Donauschiff bieten kann. Andere Schiffe mögen den gleichen Komfort bieten, aber ohne das einmalige und ganz besondere Dampferlebnis“, schrieb man damals.

 

Doch diese Phase währte nicht lange. Bald stellte sich heraus, dass der personalintensive Dampfbetrieb mit hauptberuflichen Mitarbeitern nicht kostendeckend zu führen war. So kam es wie es kommen musste. 1988 erfolgte die Außerdienststellung der „SCHÖNBRUNN“. Sie ging in Budapest als schwimmendes Casino vor Anker. In dieser Zeit wurden nicht immer dem Charakter des Schiffes entsprechende Umbauten durchgeführt. Im Anschluss an die Verwendung als Casinoschiff schleppte man die „SCHÖNBRUNN“ – sie war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr fahrfähig – zur OÖ Landesausstellung 1994 nach Engelhartszell, wo sie als Ausstellungsschiff diente. Als sich nach der Beendigung der Landesausstellung keine Verwendung für sie mehr fand, drohte ihr die Verschrottung.

1995 erwarb die ÖGEG von der DDSG das Schiff um den symbolischen Preis von einem Schilling plus 20 Groschen Umsatzsteuer (!). Die ÖGEG setzte sich als Ziel, die „SCHÖNBRUNN“ zu erhalten – aber – was damals noch keiner ahnte, es sollte noch ein langer mühsamer Weg bis zur ersten Fahrt werden. In den folgenden 5 Jahren bis ins Frühjahr 2000, mussten von unseren unentgeltlich tätigen Mitarbeitern ca. 20.000 Arbeitsstunden geleistet werden, um endlich am 17. Oktober 2000 zur ersten Fahrt seit 12 Jahren auszulaufen. Diese erste Probefahrt und die darauf folgende zweite Taufe am 18. Oktober 2000 war Ziel jenes Weges, den man im Herbst 1995 eingeschlagen hatte.

Im Juli 2009 wurde die „SCHÖNBRUNN“ bei einem Wendemanöver eines anderen Schiffes in Linz schwer beschädigt, so dass sie für die laufende Saison 2009 ausfiel. Im Herbst und Winter 2009/10 wurde sie in der Schiffswerft Linz instandgesetzt, um zum Saisonstart 2010 wieder planmäßig eingesetzt zu werden. Zum 100. Jubiläum 2012 wurden mehrere Sonderfahrten durchgeführt, unter anderem auch nach Budapest.

Dank der laufenden Wartung und Instandhaltung der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte ist die „SCHÖNBRUNN“ wieder in einem voll fahrfähigem Zustand und wird uns und unseren Kindern als einzigartiges Denkmal seiner Zeit hoffentlich noch lange erhalten bleiben.