Fotos 1 und 2: Wikipedia

Baugeschichte im 19. Jahrhundert

Nachdem die Stadt Steyr bereits im Jahr 1868 durch den Bau der Rudolfsbahn einen Anschluss ans Bahnnetz erhalten hatte und die Kremstalbahn Bad Hall und Klaus im Jahr 1887 erreichte, entstand der Wunsch nach dem Bau einer „als schmalspurige Localbahn auszuführende Locomotiveisenbahn von Steyr (Garsten) durch das Steyerthal bis Unter-Grünburg“ mit eventueller Fortsetzung bis Klaus.

 

Josef Ritter von Wenusch erhielt 1888 die Konzession für die Errichtung und den Betrieb der Bahn; unmittelbar darauf erfolgte die Gründung der Steyrtalbahn AG. Die Mehrheit der Aktien wurde vom Land Oberösterreich, der Stadt und Sparkasse Steyr sowie der Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft gehalten. Bereits am 19. August 1889 wurde die Strecke Garsten–Grünburg feierlich eröffnet, ein Jahr später, am 18. November 1890, die Verlängerung nach Agonitz. Weil man bei der Kremstalbahn-Gesellschaft eine Konkurrenz durch die Steyrtalbahn fürchtete und den Weiterbau bis Klaus bekämpfte, konzentrierte man sich vorerst auf den Bau einer Flügelstrecke von Pergern nach Bad Hall, die am 1. Dezember 1891 eröffnet wurde.

 

Erst als die Kremstalbahn 1902 verstaatlicht wurde, nahm man das Projekt der Verlängerung nach Klaus wieder auf. Mit der Eröffnung am 26. Oktober 1909 erreichte das Netz der Steyrtalbahn seine größte Ausdehnung von 55 Kilometern. Die Bahn entwickelte sich wirtschaftlich sehr positiv und konnte jedes Jahr einen Überschuss erzielen. Vor allem durch den ersten Weltkrieg kam es zu einem massiven Anstieg der Transporte von und zu den Waffenfabriken in Steyr und Letten, sodass bis dorthin zwischen 1916 und 1918 sogar ein Rollbockbetrieb eingerichtet wurde.

 

Die Steyrtalbahn nach dem 1. Weltkrieg

Trotz einiger Rückschläge durch Hochwasser war es erst die Konkurrenz durch den Straßenverkehr, die zu einer Bedrohung der Steyrtalbahn wurde. Durch neue Autobuslinien von Steyr nach Bad Hall und Grünburg ging ein Teil der Fahrgäste verloren. 1931 wurde der Betrieb von den BBÖ übernommen, die 1933 die Teilstrecke Sierning – Bad Hall stilllegten und Anfang der 1940er Jahre den Oberbau zur Materialgewinnung abtrugen.

 

Der „Anschluss“ 1938 brachte die Auflösung der Steyrtalbahn AG; die Strecke ging 1940 ins Eigentum der Deutschen Reichsbahn über. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bahn unbeschädigt; weil aber viele Schäden an anderen Strecken auszubessern waren, unterblieben unter ÖBB-Führung jegliche Sanierungsmaßnahmen an der Steyrtalbahn.

 

Niedergang und Wiederauferstehung

Da der leichte Oberbau einen Einsatz der neuen Diesellokomotiven der Reihe 2095 nicht zuließ, wurde die Strecke weiterhin ausschließlich mit (kostenintensiven) Dampflokomotiven betrieben wurde. Damit war aber das Ende der Bahn vorprogrammiert: Aus Einsparungsgründen wurde bereits 1967 auch das verbliebene Teilstück der Flügelbahn nach Sierning eingestellt und ein Jahr später Schienenersatzverkehr zwischen Klaus und Molln eingeführt.

 

Ein Felssturz am 14. März 1980 zwischen Leonstein und Haunoldmühle lieferte den willkommenen Anlass, den Abschnitt Grünburg-Molln komplett stillzulegen, und dies, obwohl die Strecke schon am nächsten Tag wieder geräumt war. Allerdings kam eine Kommission zum Schluss, dass die Betriebssicherheit nicht gewährleistet sei. Am 28. Februar 1982 wurde schließlich auch der verbliebene Abschnitt von Garsten nach Grünburg eingestellt. Zwischen Grünburg und Klaus wurde auf der Trasse ein Teil des Steyrtalradwegs angelegt; der Abschnitt Garsten – Steyr Lokalbahn wurde überbaut und an die Flügelbahn nach Bad Hall erinnern praktisch nur mehr die Widerlager der Steyrbrücke.

 

Der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG), die schon in den letzten Jahren vor Betriebseinstellung immer wieder Sonderfahrten auf der Steyrtalbahn organisiert hatte, gelang es nach längeren Verhandlungen, die Strecke von Steyr Lokalbahn nach Grünburg zu erwerben. Seit 1985 wird dieser Abschnitt wieder als Museumsbahn mit Dampfzügen betrieben.